Projekt: Bankhaus Carl Spängler
Typ: Umbau im historischen Bestand Teil 2
Ort: Linz, Oberösterreich, Österreich
Das ob seiner Schmalheit auffallende Gebäude am Hauptplatz (es misst nur 6,5 Meter in der Breite und erstreckt sich 60 Meter in die Tiefe) ist in seiner Grundstruktur ein spätgotisches Langhofhaus und gliedert sich in Haupt-, Mittel- und Hinterhaus. Es überrascht im Inneren durch eine lebhafte Abfolge von Räumen, Höfen und Arkadengängen, Ausblicken und Durchsichten mit ständig wechselnden Perspektiven.
In 3 Etappen enstand eine äußerst feinsinnige Ergänzung der historischen Struktur mit zeitgenössischen Elementen. (Bevor allerdings mit den Umbauarbeiten begonnen werden konnte, waren intensive Analysen und genaue Zuordnungen der in Schichten übereinanderliegenden Relikte aus vergangenen Epochen erforderlich.)
Vor allem in den Höfen und in der Draufsicht erkennt man die intensive Verflechtung zwischen Außen und Innen, Alt und Neu.
Die Instandsetzungsarbeiten des 3. und 4. Obergeschoßes fanden unter äußerst schwierigen, statischen Bedingungen statt, was zum Einbau von bauteilaktivierten Stahlbetonwandscheiben führte, welche unbehandelt blieben und eine gelungene Symbiose mit der mittelalterlichen Stein- und Putzarchitektur eingehen.
Die intensive Verflechtung zwischen Alt und Neu erkennt man auch im neuen Haustechnikkonzept – Serienlösungen sucht man vergebens.
Während in den 60er Jahren die Mittelgänge als Haustechniktrassen dienten, wurde beim Umbau eine vertikale Hauptversorgung angelegt, die in jedem Geschoß einen Raum ausfüllt.
Doppelböden ermöglichen den Einbau zeitgemäßer Haustechnik ohne die denkmalgeschützten Objekte und Strukturen anzugreifen. Gleichzeitig sorgen sie für eine durchgängige barrierefreie Fläche und werden genutzt, um Lichtbänder zwischen Wänden und Fußboden zu installieren, welche die mit Naturkalkputzen beworfenen Wände effektvoll beleuchten.
Um das reine Raumerlebnis zu ermöglichen, wurden die aufgrund der schallharten Putzoberflächen nötigen Akustikelemente bei Tischen und Stühlen versteckt. Eine Besonderheit des Hauses stellt das natürliche, bereits in der Gotik vorgesehene Quer-Lüftungssystem dar, das die Luft vom Hauptplatz über die Höfe und Räume auf natürliche Weise zirkulieren lässt.
Natürlichkeit und großzügige Lösungen setzen sich bei der Gestaltung der Innenräume fort. Alle Räume sind tageslichtdurchflutet, das Gebäude, welches so konzipiert ist, dass es ohne Probleme zu einem Wohnhaus umgebaut werden kann, flexibel nutzbar. Die geräumigen Großbüros mit abgeschlossenen Besprechungsräumen als Rückzugsmöglichkeit erlauben effizientes Arbeiten.
Jegliche neuen Einbauten – bei den scharrierten Betonfertigteilen, die dem Boden einen unregelmäßigen Natursteineffekt verleihen, angefangen bis zu den Installationen, die in eleganten Vorwandkonstruktionen untergebracht – werden Teil der Gesamtkomposition.
Es entsteht ein virtuoses Zusammenspiel zwischen Alt und Neu, ein feinsinniger Dialog mit dem Bestand, ein geschlossenes Ganzes, das offen ist für die Zukunft.